Armin Thalhofer

Welcome to…

Zum ersten mal in meinem Leben bin ich im Nahen Osten.  Der Nahe Osten ist im allgemeinen die geografische Bezeichnung für die vorderasiatischen Staaten der arabische Halbinsel Saudi Arabien, Jemen, Oman, VEA, Katar, Bahrein, Kuwait sowie Jordanien, Irak, Syrien, Libanon und Israel. Ägypten wird meist wegen Sinai ebenfalls zugeordnet, gehört aber bereits zum afrikanischen Kontinent.

Nach fünf Tagen auf See mit der „Grande Mediterraneo“ landeten wir im Hafen von Ashdod in Israel an. Das Anlegemanöver betrachtete ich vom obersten Deck aus. Der Kapitän gab mir zu verstehen, dass ich nicht fotografieren sollte. Ins Auge gestochen sind mir sofort die Betonbunker, die dort überall im Hafen verteilt stehen und als „Shelter“ bezeichnet werden. Sie sollen bei Raketenangriffen Schutzraum bieten. Ebenfalls aufgefallen ist mir, dass sich noch während des Anlegemanövers zwei schwarze Skoda Limousinen am Bug und am Heck des Schiffes  positionierten und mehrere, mit Maschinenpistolen bewaffnete Polizisten zu sehen waren, die ebenfalls das Schiff beobachteten…irgendwie fühlte sich das komisch an.

Ebenso ungut fühlte sich das „Verhör“ durch die israelischen Beamten an, die unmittelbar nach dem Anlegemanöver an Bord kamen. Die komplette Mannschaft sowie Francois  und ich mussten im Meetingraum des Frachters einzeln antreten. Mir gegenüber saßen zwei Frauen und ein Mann, die abwechselnd Fragen zu woher, wohin, warum, Bekannte in Israel usw. stellten, während ein junger, blonder Kerl vom Typ „Top-Absolvent CIA Langley“ hinter meinem Rücken stand. Mir wurden Pass und Mopedschlüssel abgenommen. Den Pass hatte ich innerhalb von einer Stunde wieder, doch meine Schlüssel sollte ich erst am nächsten Tag wieder bekommen ohne zu ahnen, dass mir eine neunstündige Prozedur im Zoll bevor stand, die im Gesamten dann knapp 500,- Euro gekostet hat…mein erster Eindruck von Israel war in der Tat nicht der beste und irgendwie kamen Zweifel auf, ob es eine gute Entscheidung war, die Ostroute zu nehmen?

Meine Bedenken  wurde aber alsbald zerstreut. Shmil und sein Freund Helio kennen lernen und zwei ereignisreiche Tage mit ihnen verbringen zu dürfen war ein absoluter Glücksfall. Neben Jerusalem bekam ich drei Tage später noch eine ganz persönliche Führung in Massada, eine sehr beeindruckende und gut erhaltene, über 2.000 Jahre alte Festungsanlage, die ursprünglich Herodes der Große auf einem Berg 37 – 31 v. Chr. erbaut hat, später dann zum Symbol des jüdischen Widerstands gegen die Römer in den Jahren 66 – 72 n. Chr. wurde.

Egal wo ich hinkam, überall waren die Menschen freundlich und interessiert an mir, meinem Moped und meiner Reise.

Nach dem obligatorischen Bad im Toten Meer zog ich weiter Richtung Süden, teils durch die Judean Desert, um dann bei Eilat die Grenze zu Jordanien nach Aqaba zu überqueren. Im Gegensatz zur Einreise, war die Ausreise aus Israel eine kurze Angelegenheit von nur 20 Minuten.

Die Einreise in Jordanien war im Vergleich zu Israel easy going…Visa-Zettel ausfüllen, an fünf verschiedenen Schaltern irgendwelche Dokumente stempeln, Versicherung fürs Moped kaufen und schon waren Pass und Carnet mit den nötigen Einreisestempeln versehen.

Mein erster Weg in Jordanien führte mich direkt nach Wadi Rum, das größte Wadi in Jordanien, nahe Aqaba gelegen und das aufgrund seiner spektakulären Landschaft auch schon öfters Filmkulisse war. Aber so richtig wusste ich eigentlich gar nicht, was Jordanien alles zu bieten hatte, was ich anschauen sollte, das Land war für mich eigentlich nur zum Transit nach Ägypten gedacht, damit im Pass später nicht festzustellen war, dass ich in Israel gewesen bin. Das kann Probleme bereiten wenn man in den Sudan einreisen möchte und diesen muss ich nun mal durchqueren wenn ich nach Südafrika wollte.

Wadi Rum

Ebenso war ich nicht darauf vorbereitet, dass mein Carnet de Passages (CdP) nicht für  Ägypten gültig war. Nach tagelanger Recherche sah ich keinen anderen Weg, als beim ADAC ein neues zu beantragen und darauf zu warten.

Ich hatte nun zusätzlich Zeit, die ich nutzen wollte, um den Norden Jordaniens zu erkunden. Bereits in den ersten Tagen ist mir aufgefallen, dass sehr viele Menschen, egal ob alt oder jung, mir vom Straßenrand aus zuwinkten, Autos hupten, und die Insassen nicht selten mit einem Daumen hoch grüßten. Wenn ich mal angehalten habe um zu fotografieren, nach der Route zu sehen oder etwas zu trinken, stoppten nicht selten Autos neben mir und ich wurde begrüßt mit einem freundlichen „Hello how are you? Do you need help?“ Ebenso kam immer die Frage „Where are you from?“Auf meine Antwort hin folgte dann immer ein „Welcome to Jordan“ …ich glaube ich habe keinen Satz je in meinem Leben öfter gehört als diesen. Und egal wo ich auch hinkam, wurde ich als Gast gesehen…ob beim Obsthändler an der Straße, der mir die ausgewählte Banane und die Orange schenkte, ob beim Stopp an einem Straßenkaffe, als mir bei der Abfahrt noch zwei Becher Wasser für die Weiterreise gereicht wurden oder beim Bäcker, der kein Geld für frisches Fladenbrot annehmen wollte. Bei einem weiteren Stopp in der Nähe von Karak, hab ich mich fast zwei Stunden mit zwei Brüdern in Ihrem Straßenkaffee über Europa, den Mercedes Actros des einen und den Traum des anderen, seinen Freund in London besuchen zu wollen, unterhalten. Am Ende hatte ich zwei Kaffee, Kuchen und zwei große Flaschen Wasser und als ich zahlen wollte, kam nur eine Reaktion: „No money, no money, welcome to Jordan“. Als ich am fahren war kam einer der beiden noch und gab mir ein Dattelbrot auf den Weg mit…natürlich mit dem Zusatz „Welcome to Jordan“.

Obsthändler mit seinem Sohm

Das beeindruckteste Erlebnis aber hatte ich mit den beiden Hirtenjungen Isha (18) und Rait (6). Eigentlich habe ich angehalten um eine Burgruine zu fotografieren. Dabei sah ich am Rande einer Schafsherde ein kleines Lamm, das unglaublich schrie…ich fotografierte es und schon kurz darauf winkte Isha und deutete mir zu ihm zu kommen. Mit ein paar Brocken Englisch die er konnte unterhielten wir uns eine Weile, ich machte Bilder von den beiden Jungs und den beiden Schafsböcken der Herde als Isha mich fragte ob ich eine Tee möchte. Verdutzt sage ich „Ja“, konnte mir aber nicht vorstellen, wie er das hier am Berg machen wollte…noch nicht ganz ausgedacht, holte er aus einer Satteltasche seines Esels eine Tasche aus der er dann einen Wasserkanister, Tee, Zucker, Tasse und einen kleinen Kessel hervorzauberte. Schnell riss er ein paar dürre Sträucher aus dem Boden und entfachte ein Feuer in das er dann den Kessel stellte bis der Tee kochte. Da er scheinbar nur eine Tasse hatte, bestand er darauf, daß ich alleine und die ganze Kanne trinke…ein 18 jähriger armer Hirtenjunge bietet einem Fremden Tee an…bei uns vorstellbar? Wohl eher kaum. Zum Dank schenkte ich den beiden zwei meiner weißen Sonnenbrillen, die ich für besondere Anlässe dabei hatte und zauberte ihnen damit ein Lächeln ins Gesicht, das ich sicher nicht mehr vergessen werde.

Isha und Rait

Ebenso nett waren all die anderen Kinder wenn ich Pause machte, die oftmals in größerer Zahl, manchmal offensiv, hin und wieder schüchtern, ankamen um meine Dicke zu bestaunen und Fotos zu machen, nicht selten auf dem Moped oder gemeinsam mit mir…alle schenkten mir dafür ein Lächeln…was gibt es schöneres?

Nach so vielen tollen Erfahrungen mit den Menschen in Jordanien war es für mich verkraftbar, das Weltkulturerbe Petra nicht besichtigt zu haben. Ich startete drei Anläufe zu verschiedenen Tageszeiten, doch es war immer überfüllt, beim dritten mal stand ich bereits zwei/drei Kilometer vor dem Parkplatz im Stau…Jordaniens Menschen haben mir mehr gegeben, als man beschreiben kann…von Petra kann ich mir auch einen Bildband kaufen 😉 Ich denke, dass ich diese Erlebnisse der Gastfreundschaft für immer in Erinnerung behalten werde und hoffe, dass wenn ich wieder zu Hause bin, hin und wieder an ein „Welcome to Germany“ denken werde, wenn ich auf einen offensichtlich Fremden/einen Touristen treffe.

Nicht vergessen zu erwähnen möchte ich aber auch, dass neben den vielen positiven Erfahrungen mit den Menschen beide Länder über eine unglaublich schöne Landschaft verfügen. Bis auf die flachen Küstenregionen in Israel und das Jordantal, in dem der Jordan die natürliche Grenze zwischen Israel/Palästina und Jordanien bildet, sind beide Länder mit einer beeindruckenden Berglandschaft gesegnet. Dadurch, dass diese überwiegend aus Kalksandstein, durchzogen mit Salzschichten bestehen, schaffen Wasser und Wind spektakuläre Formen. Unzählige Täler oder Flussläufe, die meist nur nach starken Regenfällen Wasser führen und Wadi genannt werden, finden sich aller Orts und laden zum verweilen bzw. erkunden ein. Erlebnisreiche Tage liegen hinter mir, die ich so intensiv nicht gehabt hätte, wenn ich nicht auf meine Papiere aus Deutschland hätte warten müssen.

Als ich dann mit den nötigen Papieren ausgestattet am ersten Tag des Ramadan gegen 23 Uhr mit  der Fähre von Aqaba nach Nuweiba in Ägypten aufbrach, wusste ich noch nicht, dass dies eine lange Nacht mit einem noch längeren Tag werden sollte…Die Einreise in Israel war nur ein erster Eindruck, was es mit „andere Ländern, andere Sitten“ so auf sich haben kann…doch dazu später mehr…

Copyright © Armin Thalhofer

15 Kommentare

  1. Klasse Bericht und tolle Erlebnisse! Danke fürs mitnehmen!
    Gute Fahrt weiterhin!
    LG
    Bernd

  2. Danke für den langen Bericht und die tollen Bilder. Weiter gute Reise!!
    Viele Grüße
    Stephan

  3. Ich kann mich dem Lob nur anschließen
    Toller Bericht und vielen Dank fürs mitnehmen
    LG Werner

  4. schön zu lesender Bericht… besonders das mit den beiden Hirtenjungen. Vielen Dank Gruß Richard

  5. Hallo Armin,
    bin aufmerksamer Follower deiner interessanten Reise, tolle Berichte und Bilder. Wünsch dir weiterhin solch schöne und erlebnisreiche Erfahrungen wie bisher.
    Gute Fahrt und viele Grüsse
    Jürgen

  6. Hallo Armin, beeindruckend und gleichzeitig beschämend wie mit Fremden außerhalb Deutschlands umgegangen wird. Wünsch dir weiterhin eine gute Reise und freu mich schon auf deinen nächsten Bericht.

    1. Hallo Rainer,
      vielen Dank.
      Ich glaub dass das weniger mit der Tatsache zu tun hatte dass ich Fremder bin, mehr mit der Bürokratie in den jeweiligen Ländern…
      Ich als Person war kein Problem, das Problem ist immer das Fahrzeug…
      Gruß Armin

  7. Hallo Armin, erst mal schön zu lesen was du erlebst. Echt beeindruckend. Ich freu mich für dich. Aber vor allem bin ich froh das es dir gut geht. Gute Reise und gib auf dich Acht. A Smile for you and All the Best!

  8. Dein Reisebericht ist sehr interessant wir freuen uns schon auf den nächsten dir wünschen wir weiter eine interessante Reise bleib Gesund Gruß voka

  9. Hallo Armin,
    super toller Bericht und schöne Bilder!!
    Gute Fahrt weiterhin !!
    Grüße Andi

  10. Hi Armin,
    Das Leben ist wie ein Bumerang – man bekommt immer zurück, was man gibt.
    Danke für deine Reiseberichte und allzeit gute Fahrt
    Gruß
    Dieter

  11. Hallo Armin,
    ein toller Eindruck Deiner faszinierenden Reise.
    Ich freue mich auf mehr.
    Sehr schön dass Du all diese Dinge erleben darfst.
    Grüße Rainer

  12. Hallo Armin,
    Ich Sitze mit der GW Eko in Wob. Da kam die Frage, was du machst. Habe ich kurz erzählt. Große Augen und offener Mund!!!!
    Ich Soll dich schön grüßen. Vielleicht hast du demnächst ein paar neue Abos auf deinen Newsletter. Halte durch!

    Viele Grüße
    Michael

  13. Hallo Armin
    Ich hab den Bericht erst jetzt gelesen und hoffe Die gehts immer noch so gut und erlebst solche tollen Sachen wie das mit den Hirtenjungen
    Ich finde auch damals in Marokko
    dass das Bild von den zwei freundlichen Hirtenjungen auf dem Esel im Hintergrund die Berge
    das vielleicht beeindruckendste Bild unser Reise war

    Viel Spaß und weiterhin gute Fahrt

    Schoppingtermin eintagen nicht vergessen

Kommentare sind geschlossen.