Armin Thalhofer

Winterflucht…Africa is calling again

 (English text below)

Mehr als acht lange Monate sind seit meiner überstürzten Rückkehr aus Kolumbien in die Heimat Ende März mittlerweile vergangen. Es ist viel geschehen. Die Welt steht immer noch Kopf aufgrund dieses fiesen unsichtbaren Virus. Trotz alldem habe ich den Sommer und Herbst in unserem wunderschönen Bayern sehr genossen. Ich hatte mir vorübergehend eine fast neue R1250GS HP-Style angeschafft, mit der ich mehr als 11.000 km im Allgäu und Südtirol unterwegs war. Ebenso hatte ich viel Zeit, mich um meine Eltern zu kümmern, Freunde zu besuchen, Segeln zu gehen und ausgiebig die bayerische Biergarten-Kultur zu genießen.

Ankunft am Flughafen München, 26. März
Allgäu in der Nähe von Oy-Mittelberg im Juli
Wenn bei Capri die roten Sonne…

In den Bereichen, in denen ich mir sehnlichst Fortschritte, bzw. Lösungen gewünscht habe, ist leider nicht viel passiert. Meine Dicke steht immer noch in Kolumbien. Nachdem dort der Lockdown Ende August aufgehoben wurde, war der örtliche Agent verschollen. Wir bekamen weder eine Reaktion auf (unzählige) Emails, noch auf WhatsApp- oder Telefon-Anfragen. Ende September gelang es mir/uns dann endlich, mit Hilfe der Botschaft in Bogota, eine andere Agentur mit der Ausfuhr unserer Fahrzeuge zu beauftragen. Allerdings läuft das alles äußerst zäh…in Südamerika hat die Zeit eine andere Schlagzahl, als wir das von uns daheim kennen. Eine Stunde wird da gern mal ein Tag, nicht selten auch eine Woche. Geduld war und ist daher angesagt. Zumindest ist jetzt alles am Laufen und ich muss nicht selbst nach Cartagena fliegen um das Bike auszuführen. Dafür war ich vor zwei Wochen auf dem kolumbianischen Konsulat in Frankfurt und habe insgesamt 15 verschiedene Vollmachten und zwei Passkopien für schlappe 357,- Euro beglaubigen lassen.

Wenn alles gut geht, sollte meine Dicke irgendwann im Laufe diesen Monats mit zwei weitern Motorrädern in einem Container verstaut und auf dem Seeweg nach Hamburg sein. Schau mer mal…

seit mehr als acht Monaten steht meine Dicke im Restaurant von Torsten in Tubaco

Auch Corona hat uns nicht losgelassen. Im Sommer war es, wie von den Experten vorausgesehen, relativ entspannt, doch die zweite Welle, die im Oktober losgeschlagen hat, ist bis jetzt schlimmer als befürchtet. Auch das hatten die Wissenschaftler größtenteils vorhergesagt und mir war klar, als der Teil-Lockdown Anfang November für vier Wochen angekündigt wurde, dass es eher vier Monate als vier Wochen werden, in denen wir wieder mit erheblichen Einschränkungen leben müssen. Nach einer letzten Pizza am Sonntag Abend bevor wieder alle Bars und Restaurants schließen mussten, machte sich in mir ein unglaublicher Frust breit.

Winterzeit, Nebel, Regen, Schneematsch, Kälte und die Aussicht, vielleicht die nächsten Monate mich nicht mehr mit Freunden auf ein Bier in einer Kneipe zu treffen, nicht mehr Essen gehen zu können und sich dabei mit anderen Menschen zu unterhalten, setzte mir auf einmal extrem zu…ich bekam einen Winter-Corona-Blues.

Gepaart mit der Aussicht, evtl. nicht einmal Skifahren gehen zu können, was ja mittlerweile ebenso zur Gewissheit geworden ist, wie dass alle Sportstätten geschlossen bleiben müssen, weckte in mir den extremen Wunsch wieder auf Reise zu gehen.

Ich begann zu recherchieren was machbar wäre und kam zwangsläufig auf das südliche Afrika. Die Fallzahlen waren überschaubar und als Namibia dann von der Risikoliste des RKI genommen wurde, was nahezu zeitgleich mit der Info geschah, dass ich nicht selbst nach Kolumbien muss, stand mein Entschluss fest: Ich entfliehe dem Corona-Winter in Deutschland und werde die nächsten Monate im südlichen Afrika verbringen. Ich wollte eh irgendwann nochmals dorthin zurück und wenn nicht jetzt, wann dann? Vielleicht ist das meine Bestimmung, so nun meine Auszeit zu gestalten. Meine ursprüngliche Challenge, mit dem Motorrad an einem Stück über alle Kontinente um die Welt zu fahren, ist Geschichte. Aber Zeit und Budget habe ich noch und beides gilt es nun zu nutzten.

Innerhalb drei Wochen habe ich fehlende Ausrüstungsgegenstände besorgt, mich um Einreiseformalitäten, mögliche Reiserouten und Länder gekümmert, in die ich voraussichtlich einreisen kann. Es steht schon so vieles wieder auf meiner Wunschliste, dass die geplante Zeit wahrscheinlich wieder bei weitem nicht ausreichen wird.

Am vergangenen Samstagabend ging mein Flug nach Windhuk in Namibia. Ich werde die ersten Wochen mit einem Allrad-Mietwagen all das abfahren und erkunden, was mit dem Motorrad nicht möglich ist, wie beispielsweise den Etosha Nationalpark oder Sossusvlei. Parallel dazu werde ich mich nach einem, diesmal etwas leichteren Motorrad umschauen, um anschließend noch für ein paar Monate in gewohnter Art zu reisen.

Windhoek-Airport am Sonntagmorgen bei sommerlichen Temperaturen

Ich möchte es an dieser Stelle aber auch nicht versäumen, allen zu danken, die mich in diesen acht Monaten besonders unterstützt hatten. Angefangen bei meinen Eltern und meiner Schwester mit Familie. Ebenso meinen Freunden Birgit und Uli, sowie Petra und Steff, die mir nach meiner Rückkehr Unterschlupf gewährten, was meinen Aufenthalt deutlich vereinfachte, da ich bisher noch nicht bereit war, mir wieder eine Wohnung einzurichten und damit meine Reisepläne mehr oder weniger zu begraben.

Ein besonderer Dank gilt auch meinem Sohnemann, mit dem ich ein neues Projekt über unsere gemeinsame, unfassbar wundervolle und beeindruckende Zeit in Südamerika gestartet habe…doch dazu später mehr…

Geruhsame Weihnachten, einen guten Rutsch und frohe Ostern falls ich es zur gegeben Zeit vergessen sollte…und vor allem: bleibt gesund!

More than eight long months have now passed since my hasty return from Colombia to my home country at the end of March. A lot has happened since. The world is still upside down because of this nasty invisible virus. In spite of all this, I have very much enjoyed the summer and autumn in our beautiful Bavaria. I had temporarily bought an almost new R1250GS HP-Style, with which I was on the road for more than 11.000 km in the Allgäu and South Tyrol. I also had a lot of time to look after my parents, visit friends, went for sailing and enjoy the Bavarian beer garden culture.

In the areas where I have longingly wished for progress or solutions unfortunately not much has happened. My fatty is still in Colombia. After the lockdown was lifted there at the end of August, the local agent was lost. We didn’t get any response to (countless) emails, nor to WhatsApp or phone requests. At the end of September, with the help of the embassy in Bogota I/we finally managed to get another agency to export our vehicles. However, everything is going very slowly…in South America time has a different beat than we know at home. An hour can turn into a day, often even into a week. Patience was and is therefore necessary. At least everything is up and running now and I don’t have to fly to Cartagena to ride the bike myself. Two weeks ago I went to the Colombian consulate in Frankfurt and had 15 different powers of attorney and two copies of my passport certified for 357,- Euro.

If all goes well, my fatty should be stowed away in a container with two other motorcycles and shipped to Hamburg within the next month. We will see…

Also Corona did disappear. The summer was relatively relaxed, as predicted by the experts, but the second wave, which started in October, has so far been worse than feared. The scientists had predicted this, too, for the most part and I was aware when the partial lockdown was announced for four weeks at the beginning of November that it would be four months rather than four weeks in which we would have to live with considerable restrictions again. After a last pizza on the last Sunday evening before all the bars and restaurants had to close again, an unbelievable frustration was building up inside me.

Wintertime, fog, rain, slush, cold and the prospect of maybe not being able to meet friends for a beer in a pub for the next few months, not being able to go out for dinner and talk to other people was suddenly extremely hard on me…I got a winter corona blues.

Coupled with the prospect of possibly not even being able to go skiing, which has become a certainty in the meantime, as well as the fact that all sports facilities have to remain closed, the extreme desire to go on a trip again aroused in me. I began to research what would be feasible and inevitably came across southern Africa. The number of cases was manageable and when Namibia was taken off the risk list of the RKI, which happened almost simultaneously with the information that I did not have to go to Colombia myself, my decision was made: I am going to escape the Corona winter in Germany and spend the next months in southern Africa. I wanted to go back there again sometime anyway, and if not now, when? Maybe this is my destiny, to arrange my time out this way. My original challenge to ride around the world in one trip across all continents on a motorcycle is history. But I still have time and a budget and now I need to use both.

Within three weeks, I bought the missing equipment, took care of entry formalities, possible routes and countries I expect to be able to enter. There is already so much back on my wish list that the planned time will probably not be enough by far.

Last Saturday evening I boarded my flight to Windhoek in Namibia. I will spend the first few weeks with a 4×4 rental car to explore all the things that are not possible with a motorcycle, like going to Etosha National Park or Sossusvlei. At the same time I will look for a lighter motorcycle and travel with it for a few months in the usual way.

At this point I would like to thank all the people who supported me during these eight months. Starting with my parents, my sister and her family. Also my friends Birgit and Uli, as well as Petra and Steff, who gave me shelter after my return, which made my stay much easier, since I was not yet ready to set up an apartment again and thus more or less bury my travel plans.

A special thanks also goes to my son, with whom I started a new project about our common, incredibly wonderful and impressive time in South America…but more about that later…

Merry Christmas, a happy New Year and a happy Easter if I forget it in time…and above all: Stay healthy!

Copyright © Armin Thalhofer

10 Kommentare

  1. Ohhh, man, Armin, ich beneide dich ja so. Namibia, Südafrika, und dem Winter-Corona-Blues entfliehen.
    Ich bin zwar auch am Übelegen, würde gerne wieder runter nach Namibia, oder Kapstadt, meinen Freund Uwe mal besuchen. Aber ich bleibe jetzt doch hier.
    Grüss’ mir die Tiere im Etosha Park. Und klettere für mich auf ‘Big Mama’
    Liebe Grüsse aus Zürich, Bärbel

  2. Hallo Armin, leider hatte es ja im September nicht geklappt, als ich in den Alpen und dann nahe Krumbach war. Aber egal, aus New York wünsche ich Dir eine tolle Zeit im Süden Afrikas!
    Imponierend, was Du alles planst und auch durchführst.
    Ich gehe erst einmal für knapp 2 Wochen nach Costa Rica über Weihnachten. Mit Familie, ohne Moped. Eines der wenigen Länder, in das wir “Amis” problemlos einreisen können.
    Viel Glück und ride safely!
    Stefan

  3. Unfortunately, this year was the demonstration of that quote “Life is what happens when we had other plans”…

    You are right, the only solution is to adapt, make new plans, and put them to work.

    Enjoy your trip, my friend!

  4. Hallo Armin! Wir wünschen dir alles gute für deine Reise, ein gutes neues Jahr, und vor allem Gesundheit!! Irgendwie beneide ich dich dem allen hier zu entfliehen. Wir wünschen dir eine gute Zeit mit vielen neuen Eindrücken. Alles gute für die nächste Zeit von Volker und Karin!

  5. Hi, Armin
    auch ich beneide Dich. Wir haben ja vor ein paar Tagen gesprochen und wie Du richtig gesagt hast, ist hier nichts zu versäumen. Ich meine , bis auf den Dreck´s Virus und das kalte Wetter.
    Du machst alles richtig. Wir sehen uns.
    Alles gute
    Fred

  6. Hi Armin Dir eine schöne Zeit in Namibia viele Abenteur und komm Gsund zruck.
    Frohes Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
    Viel Spass und viele Grüße
    Thomas

  7. Ein frohes Weihnachtsfest mit vielen Grüßen aus dem
    fernen Oy im Allgäu !
    …. senden Globetrotter-Nachbarn
    die mit großem Interesse Deine Reisen verfolgen!!!
    …. irgendwann ist irgendwann zu spät …. war auch immer schon mein Motto !
    Es gibt nichts konträreres als etwas zu schieben ..!

    Viele Grüße und BX
    Hubert

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